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Stirbt der typische „Stadt“-Fotograf?

Stirbt der typische „Stadt“-Fotograf?

Ein Studio nach dem anderen schließt: Allmählich braucht man schon etwas Geduld und Zeit, um in der Großstadt noch ein Fotostudio zu entdecken. Professionelle Fotografen so scheint es, die sich ihre Brötchen noch verdienen können, sind eine Seltenheit geworden.

Der ein oder andere ist auch ja auch davon überzeugt, dass der Nachbar die Bilder mit seiner neuen Kamera genau so einfangen kann. In der digitalen Welt gibt es mehr Bilder im Netz als je zu vor und so auch Hobbyfotografen, welche diese aufnehmen.

Was natürlich nicht immer schlecht ist, denn jemand der Lehrgänge oder Kurse besucht und sich in seinem Handwerk viel geübt hat, kann durchaus hochwertige Aufnahmen umsetzen. So können wir uns wohl darauf einigen, dass eine gute Kamera noch keinen guten Fotografen aus macht.

Es gibt aber Momente, die verlangen nach einem Profi. So etwa bei der Hochzeit oder für Aufnahmen eines Unternehmens. Dabei sollte man sich nicht auf einen Einsteiger verlassen, da einerseits der besondere Tag nicht wiederkommt und die verschiedenen Locations einfach sehr viel Erfahrung voraussetzen. Der Unternehmer dagegen benötigt natürlich die beste Qualität und muss sich auf einen anderen Unternehmer verlassen können.

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Doch für viele zählt die Fotografie leider nicht einmal zum Handwerk „Kunst“. Wenn ihr euch aber Fotos von Fotografen einmal in Ruhe anschaut, die schon sehr lange im Business sind, so könnt ihr erkennen, was für ein Herzblut dahinter steckt: mit Liebe geschossen und bearbeitet. Man sieht die Ideen und die Geschichten, welche erzählt werden. Bei meinem Buddy René Lüdke ist das etwa der Fall.

Wie ist eure Meinung dazu? Wird es auch in Zukunft noch den typischen Stadt-Fotografen geben, der sich an der Einkaufsmeile mit einem Fotostudio präsentiert oder wird es eher dazu kommen, dass sich Fotografen ausschließlich im Netz präsentieren und dort Kunden gewinnen?

Comments

  1. Vitus von der Ziethe

    Ich denke, dieser Eindruck täuscht in Bezug auf den „Stadtfotografen“ nicht.

    Allerdings sehe ich das Thema auch durchaus zwiegespalten.

    Zum Einen wäre da der Profi-Fotograf, der bei hohen Preisen nicht unbedingt professionelle Ergebnisse abliefert, zum Anderen der ambitionierte Hobby-Fotograf (teilweise sogar als Einsteiger!), der mit erstaunlichen Ergebnissen aufwartet.

    Da stellt sich mir zunächst die Frage, worin sich Profi-Fotograf und Amateur unterscheiden.

    a) Ausbildung

    Der Profi-Fotograf sollte eine fundierte Ausbildung, vielleicht sogar einen Meister vorweisen können. Eine Fotografenausbildung stellt zumindest schon einmal eine technische Basis für das Fotografieren dar. Fotokamera, die verschiedenen Effekte von Blende, Belichtung & Co. sind also kein Rätsel, aber auch – für Amateure (incl. mir) oft ein Buch mit 7 Siegeln – das Entwickeln von Fotos im Labor mit all den interessanten Techniken wie Abwedeln, Mehrfachbelichten etc. sind in der Ausbildung vermittelt worden.

    Hierin besteht schon einmal ein deutlicher Unterschied zum Amateur, der heutzutage jedoch nicht mehr wirklich eine Rolle zu spielen scheint, weil ja kaum noch ein Fotograf tatsächlich im Labor seine Bilder selbst zu entwickeln scheint. Digitalfotografie und Photoshop haben diesen Schritt vielfach unnötig gemacht.

    Was mir allerdings beim Betrachten von Schaufenstern von verbliebenen Fotografen auffällt ist, das dieser Wissensvorsprung kaum gezeigt wird.

    Dazu kommt, dass sich auch die Amateure durchaus weiterbilden. Die Anzahl an Kursen an Volkshochschulen die Fotografie betreffend, ist fast unüberschaubar geworden. Auch Online-Angebote bis hin zu Fotoreisen haben immer mehr zugenommen.

    b) Technik

    Fotoapparate, die früher nur in den Händen von Profis gelandet sind, werden immer häufiger auch von Amateuren gekauft. Man gönnt sich für sein Hobby eben „nur das Beste“. Meine eigene Fotoausrüstung entspricht in vielen Punkten der eines Profis.

    Hier ist also auch kaum noch ein Unterschied zu finden.

    c) Kreativität und Bildgestaltung

    Ich habe von Profis schon wunderbare Aufnahmen gesehen, aber auch fotografischen „Mainstream“. Die Quote lag leider meist zu Gunsten der „Standardfotos“.

    Natürlich sieht man die typischen Aufnahmen von Amateuren genauso.

    Insgesamt ist die Kreativität und Bildgestaltung sehr individuell und hat m.E. absolut nichts mit Profi und Amateur sondern lediglich mit dem Individuum hinter der Kamera zu tun.

    d) Erwartungshaltung vom Kunden

    Gerade in der letzten Zeit hatte ich immer wieder die Diskussion mit Profis wie Laien, was der Kunde tatsächlich erwartet. Einhelliger Tenor – gute Fotos.

    Aber was sind gute Fotos? Das ist weitestgehend Geschmacksache.

    Dank ausgeklügelter Autofokus-Systeme professioneller Kameras sind die Fotos von Heute in der Regel tatsächlich scharf. Das gute Foto ist also im Wesentlichen von der Bildgestaltung und dem Umgang mit der Location abhängig. Available Light-Fotos werden durch immer bessere ISO-Werte im Profibereich immer leichter umzusetzen und dürfte Profis wie ambitionierte Amateure kaum vor echte Probleme stellen.

    Der Unterschied liegt m.E. vielmehr im Auftreten des Fotografen, das Dirigieren in das Motiv hinein, die Größe des Studios, zeitliche Flexibilität – letztlich in Dingen, die das Fotografieren selbst nur mäßig beinhalten.

    Aber spielen die Profis ihren Vorteil hier auch aus?

    e) „Nutzungsverhalten“

    Wofür braucht man den Fotografen heute noch?

    Hier hat sich (gefühlt) in den letzten Jahrzehnten viel getan. Waren früher (oft gestellte) Fotos zur Taufe, als Kleinkind, zur Einschulung, Erstkommunion, Firmung, Konformation, Schul- und Studienabschluss, als Handwerker, zur Darstellung der Firma u.s.w. üblich, hat sich der Bedarf an diesen Fotos deutlich reduziert. Aufgrund der hohen Verfügbarkeit von Kameras u.a. in Smartphones wird auf bezahlte, professionelle Fotos oftmals verzichtet.

    Lediglich Hochzeiten sind noch typische Anwendungsfälle für den bestellten Fotografen. Aufnahmen außer der Reihe sind dann eher selten, dann aber auch teilweise mit deutlich erotischem Anteil.

    Bei Erotikfotos haben Profis m.E. deutliche Vorteile, da Amateure „aus dem Freundeskreis“ die Professionalität und der emotionale Abstand zum Fotografierten eher abgesprochen wird.

    f) Lieferumfang und Preisgestaltung

    Hier gibt es m.E. signifikante Unterschiede.

    Während ich selbst meine (bearbeiteten) Fotos digital herausgebe und eher das Gesamtpaket verkaufe, wird – vielfach der Tradition analoger Fotografen folgend – das einzelne Bild als Papierabzug verkauft. Auf den Einzelpreis gesehen, ist das dann oft exorbitant teuer. Für den Kunden sind diese Preise dann oft kaum nachvollziehbar, zumal das Ausbelichten lassen von Digitalbildern heutzutage extrem günstig geworden ist und nur wenige Fotografen sich die Mühe machen, selbst die Hardware sich ins Labor zu stellen.

    Auch, dass ich immer wieder von Profis höre, Fotos grundsätzlich nicht digital herauszugeben, würde mich persönlich als Kunden eher abschrecken.

    Dass Einzelpreise für ein Foto von über € 20 durchaus gerechtfertigt sind, dass dahiner Arbeitszeit im Studio, Beschaffung und Unterhalt von Technik und viel Herzblut dahinter stehen, ist für Kunden nur schwer einsehbar.

    Amateure wie ich nehmen dann eher einen Paketpreis, der Arbeitszeit, Anreise, Technik etc. einschließt. Das ist für den Kunden durchaus nachvollziehbar und wird schneller akzeptiert. Wenn dann der Stundenlohn auch noch verhältnismäßig niedrig ist, wird eher der Amateur gebucht.

    Früher war das Erstellen von Fotobüchern z.B. von Hochzeiten eine aufwändige und vor Allem teuere Sache. Aufwändig ist es heute immer noch, wenn auch durch technische Möglichkeiten deutlich vereinfacht.

    Das Fotobuch selbst hat sich in den letzten Jahren deutlich verbilligt. Für Prachtausgaben sind € 100 schon fast die Obergrenze. Warum soll man dann beim Profi oftmals das 10-20fache dafür bezahlen?

    Der Kunde nimmt das Fotobuch doch letztlich als Produkt wahr, nicht als Dienstleistung, die es tatsächlich ist. Betrachtet man die Stunden, die für die Erstellung notwendig sind, dann rechtfertigt sich der Preis für das Fotobuch durchaus. Aber wie transportiert man das zum Kunden?

    An der Stelle mache ich es mir leicht. Ich biete diesen Service einfach nicht an und – das ist mein Vorteil als Amateur – er wird von mir auch nicht erwartet.

    Mein Resümé:

    Weder Ausbildung noch Technik unterscheiden mittlerweile den Profi vom Amateur. Die Bildgestaltung ist weitestgehend Geschmacksache.

    Ansich hätte der Profi durch zeitliche Verfügbarkeit und potentielle Verfügbarkeit von Studios und emotionalen Abstand durchaus einen Vorteil gegenüber dem Amateur.

    Dieser Vorteil wird aber m.E. durch eine schwer nachvollziehbare Preispolitik und mangelnden Mut in der Bildgestaltung geschmälert. So lange ein Foto beliebig ist und dem Mainstream hinterherläuft, wird es auch schwer, gute Preise zu rechtfertigen und zu erzielen, was dann dem Profi, der genau auf dieses Einkommen angewiesen ist, die Lebensgrundlage entzieht.

  2. Jan S

    Ein Berufsfotograf verfällt früher oder später in Routine. Das ist in jedem Job so. Beim Fotografen wird dann halt beim Beauty Shoot immer das gleiche abgespult, mit dem gleichen Setup, den gleichen Posen und der gleichen Bearbeitung. Auch sehe ich in vielen Schaufenster von Fotografen immer den gleichen Qualitätsstand. Fast nach dem Motto:“So hab ichs in der Ausbildung gelernt, so ists richtig, so mach ichs weiter“. Wir haben bei uns einen der groß mit Hochzeitsfotografie wirbt im Schaufenster. Bilder ansich ganz toll, aber einen dermaßen heftigen Weichzeichner drauf, das ist nicht mehr schön. Das Herzblut sehe ich bei den Amateuren. Gerade schon im TFP Bereich wo auch der Fotograf was von den Bildern hat. Wo er sich richtig reinkniet, damit es wirklich imposant wird. Vielleicht sind da dann technische Fehler drin, aber zumindest für Fotograf und Fotografierten hat dieses Bild eine tiefere Bedeutung und Geschichte als die „08/15 – stütz doch mal das Kinn auf die Handballen und lächle“ Portraitaufnahme vom Berufsfotografen nebenan für 150€ das Shooting.

    Ich sehe die Zukunft mehr im Bereich Modefotograf / Hochglanz / Berufs und auch noch bei Hochzeiten.
    Im normalen People Bereich, nein. Da werden Sie meiner Meinung nach früher oder später aussterben. Photoshop / Instagram und sonstige „Eierlegenden Wollmilchsaubearbeitungsprogramme“ machen es dem einfachsten Knipser kinderleicht Bilder in supi Qualität zu erstellen.

  3. Dirk Metzmacher

    Herzlichen Dank für eure sehr ausführlichen Meinungen. Es ist einfach ein faszinierendes und zum Teil auch dramatisches Thema. es ändert sich etwas: für den einen zum Guten und für den anderen…