Markt+Technik: Motive finden
So faszinierend die Makrofotografie ist – es gehört eine Menge Geduld und auch Erfahrung dazu, um zu attraktiven Fotos zu gelangen. Wo finden Sie die Motive? Motive für die Nah- und Makrofotografie finden Sie überall – Sie müssen sie nur entdecken. Das ist bei vielen Themenbereichen allerdings viel leichter gesagt als getan.
Haben Sie das Motiv gefunden, steht einem schönen Foto nichts mehr im Wege, wenn Sie die Kameratechnik beherrschen und wissen, welches Ergebnis Sie in etwa erhalten wollen. An einigen exemplarischen Beispielen zeige ich Ihnen in diesem Kapitel, wie Sie vorgehen können und was Sie beachten sollten.
Fotografieren „schult“ den Blick für die Schönheiten des Lebens. Während viele Menschen im Alltagsstress hastig und blicklos durch die Welt „schwirren“, geht man als Fotograf mit offenem Blick durch die Umwelt – immer wieder fasziniert von dem, was die Natur zustande bringt, egal ob in Flora oder Fauna. Je öfter man fotografiert, umso mehr bekommt man den Blick für die schönen „Kleinigkeiten“.
Man mag kaum glauben, dass sich in dieser alltäglichen Szene aus dem Frühjahr attraktive Fotomotive entdecken ließen. Selbst die Markierung lässt nicht darauf schließen. In der vergrößerten Variante ist erkennbar, dass vorne ein kleiner Zweig im Wege war, der beim Bildaufbau gestört hätte. Ich habe ihn nicht etwa abgeknickt oder zur Seite gedrückt – ich bin lediglich ein wenig nach links gegangen, bis der Zweig im Sucher nicht mehr zu sehen war. Sie erkennen am letztendlichen Motiv, dass ich die Kamera für eine optimale Bildgestaltung ein wenig schief hielt, Fotos: M. Gradias.
Das Sehen
Es ist schon eine Crux, wenn man mit einem Fotografen, der sich für die Nah- und Makrofotografie interessiert, beispielsweise spazieren geht. Ich erinnere mich noch gut an meine ersten analogen Experimente mit der Nahfotografie in den 80er-Jahren. Immer wieder schaute meine Frau ein wenig verwundert, was ich denn bei meinen diversen Spaziergang-Stopps wieder entdeckt haben könnte.
Eine Woche später beim Sichten der Fotos (ja, so war das damals mit dem Warten auf den fertig entwickelten Diafilm) kam immer wieder die Bemerkung: „Das war mir gar nicht aufgefallen.“ Nervig wurde es sicherlich im Lauf der Zeit, weil die Stopps beim Spaziergang immer häufiger wurden, weil ich immer öfter interessante Motive fand, je mehr mein Auge durch das häufige Fotografieren geschult wurde. Es könnte sein, dass letztlich die Fotografierpausen länger dauerten als der Spaziergang. Heute gehe ich öfter alleine mit meiner digitalen Kamera auf Fototour.
Ich habe allerdings bis heute viel Verständnis für die fragenden Blicke, die mir häufig begegnen: „Was fotografiert der nur?“ Aber heute fällt es mir dank der digitalen Technik leichter, mal eben das aufgenommene Foto auf dem Monitor anzuzeigen und die fragenden Blicke gleich mit dem fertigen Foto zu beantworten. „Aha – erstaunlich, das hatte ich so gar nicht gesehen“ ist dann oft der Kommentar.
Hier könnte man meinen, es gäbe bei der düsteren Szene ohne interessante Beleuchtung keine Motive zu entdecken, die sich als Foto gut machen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Das unten abgebildete Foto stammt aus dieser tristen Szene – neben vielen weiteren Fotos von Knospen.
Zugegeben: Zunächst einmal muss man dieses Motiv „sehen“ – also überhaupt erst einmal stehen bleiben, weil einem etwas aufgefallen ist. Bestimmt gehen viele Menschen an der gezeigten Szene einfach vorbei, weil ihnen dieses interessante Detail gar nicht auffällt. Danach folgt das genaue Begutachten. Lässt sich das Motiv ansprechend in einer rechteckigen Form, die Fotos ja nun einmal haben, unterbringen oder nicht?
Das war bei dem abgebildeten Knospenzweig nur sehr bedingt der Fall, weil er zu stark nach oben zeigte. Das Problem ließ sich durch ein leichtes Kippen der Kamera beseitigen. Da ja kein Horizont im Bild zu sehen ist, fällt dies beim Ergebnis
nicht auf.
Außerdem war unten ein anderer Zweig im Weg, der im fertigen Bild unschön ausgesehen hätte. Nun mag es sehr viele Fotografen geben, denen so etwas ebenfalls auffällt und die dann den störenden Zweig einfach abbrechen oder zur Seite drücken. Zu dieser Art Fotograf gehöre ich nicht. Es mag sein, dass ich gelegentlich aus Versehen mal etwas „zertrampele“ – prinzipiell lasse ich aber die Natur stets so, wie sie ist, weil ich sie achte und schätze. Viele andere Naturfotografen sehen das auch so.
Wegen des dunklen Umfelds wurde das Bild etwas unterbelichtet (Nikon D70s, 200 ISO, 1/250 Sek., f 9, 105 mm Makro, Makroblitz, Foto: M. Gradias).
Dem Prüfen des Motivs folgt oft auch die Erkenntnis, dass das Motiv entgegen der ersten Einschätzung doch ungeeignet ist. Mal wirkt der Hintergrund störend oder es lässt sich weder in einer hochkanten noch in einer querformatigen Darstellung ansprechend präsentieren.
Motiv im Motiv
Manchmal plant man etwas ganz anderes, als letztlich dabei herauskommt. So sah ich die oben links gezeigte witzige „Wetterstation“ und bildete sie ab. Das langweilige
Foto flog allerdings nachträglich aus der Sammlung meiner guten Fotos heraus. Übrig geblieben ist dagegen die Detailaufnahme, die Sie oben rechts sehen. Vor dem grünen Hintergrund macht sich der Stein mit der Kette sehr gut. So finden sich oft in Übersichtsaufnahmen interessante Details, die ein Foto wert sind – Sie müssen
nur genau hinschauen.
Manchmal fallen schöne Details erst auf den zweiten Blick auf. Das rechte Foto finden Sie in der Übersichtsaufnahme an der rechten Seite der „Wetterstation“ wieder (Nikon D200, 250 ISO, 1/250 Sek., f 5.6, 210 mm, Fotos: M. Gradias).
In dieser Übersichtsaufnahme verbergen sich diverse Detailaufnahmen – einige wurden hier markiert.
Gleiches gilt für die links abgebildete Übersichtsaufnahme. Sie sehen hier das Residenzschloss in Celle in Niedersachsen. Hier verbergen sich – neben dem Motiv „Schloss“ – unzählige verschiedene Detailaufnahmen. Einige mögliche Fotos habe ich in der Abbildung einmal durch Rahmen hervorgehoben.
Diese Tulpe stammt aus der Übersichtsaufnahme auf der vorherigen Seite (Nikon D200, 100 ISO, 1/500 Sek., f 5.6, 210 mm, alle Fotos: M. Gradias).
Unten sehen Sie zwei völlig unterschiedliche Motive, die aus derselben Frühlingsszene stammen, die Sie unten rechts abgebildet sehen. Diese Beispiele sollen zeigen, dass sich praktisch jede Situation eignet, um viele verschiedene reizvolle Detail- und Nahaufnahmen zu machen. So können Sie sich an interessanten Locations eine ganze Weile aufhalten, um diverse Nahaufnahmen zu erstellen. Sie können bei der Nah- und Makrofotografie weit marschieren, um tolle Fotos zu erhalten – Sie müssen es aber meist nicht.
Diese beiden ansehnlichen Motive stammen aus der rechts abgebildeten Landschaftsaufnahme (Nikon D200, 100 ISO, 105 mm Makro: oben: 1/2000 Sek., f 2.8; unten: 1/1500 Sek., f 2.8).
Wo Licht ist …
Es ist nicht nur Licht, wo auch Schatten ist. Wenn Sie beispielsweise eine hübsche Blumenwiese – wie links – ablichten, finden Sie dort automatisch auch ganz andere Motive. Wo nämlich Blüten sind, sind Insekten nicht weit. Sie benötigen halt etwas Geduld, um zu warten, bis sich die Insekten an ihre Arbeit machen.
Insektenfotografie ist faszinierend, zumal man oftmals die vielen spannenden Details der Tiere erst im fertigen Foto sieht. In natura sind die Details mit bloßem Auge oft gar nicht zu erkennen (Nikon D200, 100 ISO, 1/1250 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Wo Blüten sind, sind auch Insekten. Die beiden anderen Fotos auf dieser Seite stammen aus dieser Situation (Nikon D200, 100 ISO, 1/200 Sek., f 7.1, 70 mm).
Insektenfotos wirken am faszinierensten, wenn nicht nur einfach das Tier dargestellt wird, sondern interessante oder witzige Situationen festgehalten werden. So scheint sich diese Goldfliege hinter dem Blütenblatt verstecken zu wollen. Derartige Fotos lassen sich natürlich nicht planen – sie entstehen zufällig (Nikon D200, 100 ISO, 1/400 Sek., f 6.3, 105 mm Makro).
Ich erinnere mich noch ganz gut, als ich ein paar Hundert Kilometer fuhr, um bei einer Dahlienschau schöne Blumen zu fotografieren. Bei der Bildsichtung zu Hause blieben dann weit mehr Insekten als Dahlien übrig.
Gehen Sie im Frühling gerne spazieren, bieten sich Feldwege mit Sträuchern und Büschen an, um nach interessanten Makromotiven Ausschau zu halten. Hier finden Sie auch viele Insekten und viele andere bemerkenswerte Makromotive im Übermaß. So können Sie sich leicht mehrere Stunden auf einem kurzen Feldweg mit dem Fotografieren beschäftigen.
Die nachfolgende – eher langweilige – Location führte zu einer großen Anzahl interessanter Makroaufnahmen. So brachte ich mehrere Hundert Fotos mit nach Hause. Die grüne Stinkwanze ist ein Beispiel.
Voller Leben – Teiche und Auen
Wenn Sie gerne Libellen, Frösche oder Käfer fotografieren möchten, bieten sich Angelteiche oder Flussauen an. Ich halte immer wieder Ausschau nach neuen Locations dieser Art. Schauen Sie sich Ihre Umgebung doch einmal auf http://maps.google.de an – bestimmt finden Sie in Ihrer Umgebung kleine Teiche oder Tümpel, in denen es von kleinen Tierchen wimmelt.
Ein großer Teil der Insektenaufnahmen in diesem Buch entstand an diesem Teich – ich nenne ihn scherzeshalber meinen „Lieblingsfotografierteich“. Vom Frühjahr bis in den Herbst tummeln sich hier viele verschiedene Insekten und auch viele Frösche (Nikon D200, 100 ISO, 1/250 Sek., f 8, 10 mm, Foto: M. Gradias).
Sie müssen allerdings davon ausgehen, dass Sie nicht gleich bei Ihrem ersten Besuch sehr erfolgreich sein werden. Sie müssen die Location erst einmal kennenlernen, um zu erfahren, an welchen Stellen Sie welche Tiere am ehesten antreffen, wenn Sie zur richtigen Jahreszeit unterwegs sind.
Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten Versuch, Frösche zu fotografieren. Ich schlich um den Teich herum und hörte immer wieder nur ein „Platsch, Platsch“ – das waren die Frösche. Gesehen habe ich bei diesem ersten Besuch keinen Frosch. Von Besuch zu Besuch lernte ich mehr, wie vorsichtig man vorgehen muss, damit die scheuen Frösche des Teichs nicht flüchten. Inzwischen kenne ich auch jede Stelle am Teich, an der die Frösche zu finden sind. Kenntnisse über die Natur sind natürlich wichtig.
So sollten Sie wissen, zu welcher Jahreszeit und in welchem Umfeld Sie welche Tiere antreffen können. Ich informiere mich sehr gerne über http://de.wikipedia.org über die Tiere, die ich plane zu fotografieren – ich bin zugegebenermaßen kein begnadeter Zoologe.
Erkennen der Tiere
Zugegeben: Es ist nicht immer leicht, die Tiere, die Sie fotografieren möchten, überhaupt zu erkennen, zumal beispielsweise Frösche farblich oft genauso aussehen wie die Umgebung, in der sie sich aufhalten. Hier hilft nur ein geschultes Auge, das sich erst im Laufe der Zeit entwickeln kann. Vielleicht sehen Sie beim ersten Besuch an einem Teich die dort anwesenden Frösche gar nicht. Haben Sie dann aber einmal herausgefunden, wo Sie die Frösche am besten finden, wird es immer leichter.
Je kleiner die zu fotografierenden Tiere sind, umso schwieriger wird es natürlich, sie zu finden. Ich habe einige Zeit benötigt, um herauszufinden, wie und wo ich Spinnen finde. Durch ihre winzige Größe konnte ich sie kaum erkennen. Erst, als ich ungefähr wusste, wo ich die Tierchen suchen muss, fiel mir das Erkennen etwas leichter.
Architekturdetails
Auch beim Fotografieren von Architekturdetails sind Kenntnisse hilfreich – beispielsweise darüber, wo es Neubauten oder restaurierte Altbauten zu sehen gibt. Ein Beispiel sehen Sie bei der Detailaufnahme eines frisch gestrichenen Fachwerkhauses. Auch bei dieser Aufgabenstellung kann das Internet gute Dienste leisten, wenn Sie nicht ausschließlich in Ihrer Heimatstadt fotografieren wollen.
Sehen Sie sich beispielsweise die Internetpräsenz der Städte an – oft finden Sie hier Fotostrecken, wo Sie sich schon vor Ihrem Besuch über die sehenswerten Gebäude informieren können. Wenn Sie sich danach einen Plan zurechtlegen, erhöhen Sie bei Tagestouren die Wahrscheinlichkeit, mit vielen attraktiven Ergebnissen zurückzukehren.
Architekturdetails sind übrigens eine sehr gute Möglichkeit, den Einstieg in die Nah- und Makrofotografie zu finden, weil dabei – fotografisch gesehen – keine allzu großen Probleme auftreten. Sie brauchen sich beispielsweise nicht mit einer geringen Schärfentiefe auseinanderzusetzen. Später können Sie sich dann Schritt für Schritt – im wahrsten Sinne des Wortes – näher an die Motive heranwagen.
Bei statischen Motiven bietet es sich an, mit der Zeitautomatik unterschiedliche Blendeneinstellungen auszuprobieren und nachträglich die gelungensten Aufnahmen herauszusuchen. Bei Tieraufnahmen von sich bewegenden Tieren geht das natürlich nur bedingt. Hier können Sie nur auf Erfahrungswerte zurückgreifen.
Variationsmöglichkeiten
Sie haben verschiedene Möglichkeiten, um ein Objekt auf dem Foto abzubilden. Wenn Sie beispielsweise ein Produkt im Internet zum Kauf anbieten wollen, sollen die potenziellen Käufer das Produkt genau beurteilen können – daher muss es vollständig scharf abgebildet sein. Bei der kreativen Fotografie geht es dagegen ausschließlich um die Ästhetik des Bildes. Und Fotos wirken meist attraktiver, wenn das Motiv vor einem unscharfen Hintergrund abgebildet wird, wie beispielsweise die beiden rechten Bilder unten.
Sie erkennen hier gut, wie deutlich sich die Bilder bereits durch das Variieren der Blende um zwei Stufen voneinander unterscheiden.
Das Ändern der Blendeneinstellung um nur zwei Blendenstufen führt zu einer völlig anderen Bildwirkung (oben: Nikon D200, 200 ISO, 105 mm Makro; links: 1/320 Sek., f 5.6; rechts: 1/1000 Sek., f 2.8; unten: Nikon D70s, 100 ISO, 105 mm Makro: links: 1/80 Sek., f 5; rechts: 1/125 Sek., f 2.8; Fotos: M. Gradias).
Variationen der Belichtungszeit bieten sich zum Beispiel dann an, wenn Sie Wasser fotografieren. Hier können Sie kurze Belichtungszeiten verwenden, um das Wasser einzufrieren. Bei Belichtungszeiten von 1/1000 Sekunde oder kürzer können bizarre Muster entstehen. Auf Seite 53 sahen Sie beim Foto des Wasserfalls ein solches Beispiel. Soll Wasser dagegen „fließend“ und „weich“ dargestellt werden, verwenden Sie eine lange Belichtungszeit – beispielsweise eine Sekunde oder auch deutlich länger. Natürlich müssen Sie hierbei mit einem Stativ arbeiten, um die Verwacklungsgefahr zu eliminieren.
Licht
Wenn Sie im Freien fotografieren, müssen Sie natürlich das Licht so nehmen, wie es ist – außer Sie verwenden Zusatzmaterial, wie etwa ein Blitzgerät oder Reflexionsschirme. Sie sind so vom Tageslicht abhängig, das je nach Tageszeit variiert. Während Aufnahmen, die Sie morgens oder abends aufnehmen, rötlicher – „wärmer“ – erscheinen, sind die Farben mittags bläulicher – „kälter“. So können Sie den Farbcharakter eines Bildes ändern – je nachdem, wann Sie es aufnehmen. Zusätzlich spielt auch der Stand der Sonne eine Rolle.
Wenn mittags die Sonne am höchsten steht, wirken die Bilder durch fehlende Schatten unattraktiver, als wenn die Schatten der tiefer stehenden Sonne Strukturen herausarbeiten. Bei Aufbauten zu Hause können Sie dagegen das Licht selbst steuern. So sehen Sie bei den beiden Aufnahmen unten, wie unterschiedlich die Fotos wirken. Bei gleichmäßiger Ausleuchtung wirkt der Sand „flacher“, als bei der einseitigen Beleuchtung. Hier ist das Ergebnis plastischer und damit wirkungsvoller.
Lichteffekte
Wenn ich Dinge golden erscheinen lassen möchte, verwende ich zusätzlich zu den Lichtwannen mit Tageslichtleuchtröhren ganz normale Tischlampen zur Ausleuchtung, deren Licht rötlicher wirkt. Einen solchen Aufbau sehen Sie links abgebildet. Das sehr kleine Setzkasten-Bügeleisen hat zwar eine goldene Farbe, aber beim Foto wurde diese durch die beiden Zusatzlampen deutlich verstärkt. Der – eigentlich sehr simple – Gegenstand wirkt so sehr edel.
Dieser Aufbau wurde für die Aufnahme des Setzkasten-Bügeleisens verwendet. Hier kamen zwei zusätzliche einfache Büroleuchten zum Einsatz.
Da jede Lichtquelle einen „Leuchtpunkt“ erzeugt, können Sie für besondere Effekte mehrere Lampen auf einmal verwenden. Hier bieten sich auch Punktstrahler an, die dann weniger zur Beleuchtung als vielmehr als „Spot“ eingesetzt werden, um Leuchtpunkte zu erzeugen.
Hier sehen Sie neben dem verwendeten Farbpapier auch einen Objekthalter, an dem Sie beispielsweise Streichhölzer oder, wie hier zu sehen, Wunderkerzen befestigen können.
Dieses ungefähr 3 Zentimeter breite Bügeleisen aus einem Setzkasten wurde, wie oben abgebildet, beleuchtet, um eine „edle“ Wirkung zu erreichen (Nikon D300, 200 ISO, 1/50 Sek., f 16, 105 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Hilfsmittel
Bei Aufnahmen am Reprotisch können Sie auf verschiedene, günstig zu erwerbende Hilfsmittel zurückgreifen. Hier wären als Erstes verschiedene Farbpapiere zu nennen, die Sie im Bürofachhandel erhalten. Es ist empfehlenswert, einen Satz Farbpapiere in unterschiedlichen Farbtönen zu kaufen. Die benötigte Größe hängt von dem zu fotografierenden Objekt ab. Je größer das Objekt, umso größer muss auch das Farbpapier sein, damit dessen Kanten nicht im Foto erscheinen.
Um Kanten im Bild zu vermeiden, können Sie die Farbpapiere – wie links abgebildet – in einer Art Hohlkehle platzieren. Um Objekte in Position zu bringen, bieten sich Objekthalter wie der links abgebildete an. Mit dieser Zusammenstellung entstanden die Streichhölzer- und Wunderkerzenfotos in diesem Buch.
Aufbauten im Freien
In vielen Fällen benötigen Sie kein großartiges Equipment, wenn Sie „gestellte“ Aufnahmen machen wollen. Oftmals reichen ganz einfache Mittel aus, um praktikable Aufbauten zu erreichen. Dies können Sie sogar im Freien erledigen, wenn Sie keine Beleuchtungsanlage besitzen.
Dieser einfache Aufbau aus einer Glasscheibe mit Unterbau reicht aus, wenn Sie Objekte im Freien ansprechend fotografieren wollen.
So habe ich bei der unten gezeigten Aufnahme eines einfachen Schraubenziehers den rechts abgebildeten Aufbau ein gesetzt. Eine Glasscheibe wurde „aufgebockt“, um Abstand zur Rasenfläche zu erhalten. Wird dann ein Makroobjektiv verwendet, ist durch die geringe Schärfentiefe vom Rasen nichts mehr zu sehen – lediglich die Farbe bleibt übrig. Gegebenenfalls können Sie auch andersfarbige Hintergründe unter die Glasscheibe legen, wenn Sie eine andere Hintergrundfarbe benötigen.
Ein Nachteil ergibt sich natürlich beim Fotografieren von Objekten, die auf einer Glasscheibe liegen. Die Spiegelungen, die sich dabei zwangsläufig ergeben, können Sie entweder bei der Bildgestaltung mit einbeziehen oder nachträglich per Bildretusche aus dem Foto entfernen.
Diese Detailaufnahme eines einfachen Schraubenziehers wurde mit dem oben rechts gezeigten Aufbau fotografiert. Man merkt der Aufnahme nicht an, welche simple Zusammenstellung dafür nötig war (Nikon D70s, 200 ISO, 1/2000 Sek., f 2.8, 105 mm Makro, alle Fotos: M. Gradias).
Es spricht in Zeiten der modernen digitalen Fotografie überhaupt nichts dagegen, die zusätzlichen Möglichkeiten, die sich durch die nachträgliche Bearbeitung ergeben, auch konsequent zu nutzen. Selbstverständlich ist dies mit zusätzlichem Arbeitsaufwand verbunden, der sich allerdings in vertretbaren Grenzen hält.
Wenn Sie mit natürlichem Licht arbeiten, könnten Probleme mit den Schatten auftreten, die das zu fotografierende Objekt auf den Boden wirft. Sie müssen also darauf achten, dass die Sonne nicht senkrecht steht und die Schatten außerhalb des sichtbaren Bilds sind.
Makro-und Nahfotografie – Der Meisterkurs
Michael Gradias
Markt+Technik
396 S., 2009, 4-farbig
39,95 Euro, ISBN 978-3-8272-4452-9
Werden Sie zum Meister der Makrofotografie! Dass es nicht einfach ist, kleine Dinge ganz groß zu zeigen, hat bestimmt jeder Digitalfotograf schon einmal erfahren dürfen. Wie es trotzdem gelingt, zeigt uns der Autor in diesem Buch. Dabei muss es kein teures Makroobjektiv sein, es geht auch mit preiswertem Zubehör. Wie das geht, zeigt der Autor in seinem ausführlichen Technikratgeber zur Makrofotografie, einem Themenschwerpunkt dieses Buches.
Mit hunderten herausragenden Bildbeispielen und leicht nachvollziehbaren Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die digitale Dunkelkammer ist dieses Buch eine unerschöpfliche Quelle für ambitionierte Digitalfotografen.