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Azubis im Grafik-Team: So gelingt die Photoshop-Einarbeitung ohne pädagogische Ausbildung

Azubis im Grafik-Team: So gelingt die Photoshop-Einarbeitung ohne pädagogische Ausbildung

Viele Ausbilder in Kreativagenturen haben nie gelernt, wie man Wissen vermittelt – sie tun es einfach. Zwischen Kundenbriefings, Deadlines und Layer-Chaos sollen sie Neulingen Photoshop erklären. Schnell, verständlich, am besten nebenbei. Doch wie bringt man einem Azubi komplexe Werkzeuge bei, wenn man selbst nie didaktisch geschult wurde? In der Schweiz braucht es dafür einen Berufsbildner-Kurs. In deutschen Agenturen regelt das oft der Zufall. Dabei wäre Struktur die bessere Lösung – gerade im Photoshop-Alltag.

Warum Technikverständnis nicht automatisch Wissenstransfer bedeutet

Ein erfahrener Mediengestalter kennt alle Shortcuts, arbeitet sicher mit Smartobjekten und weiß, warum eine Maske oft sinnvoller ist als der Radiergummi. Doch diese Fähigkeiten an andere weiterzugeben, ist eine ganz eigene Herausforderung. Was für Profis selbstverständlich ist, überfordert Einsteiger oft schon in der ersten Woche. Denn wer täglich mit Tempo, Routinen und Abkürzungen arbeitet, vergisst leicht, wie steil die Lernkurve zu Beginn wirklich ist.

In vielen Agenturen fehlt ein strukturierter Einarbeitungsprozess. Es wird gezeigt, aber kaum erklärt. Wer Glück hat, bekommt einen geduldigen Kollegen an die Seite gestellt. Wer Pech hat, sitzt daneben, klickt mit und hofft, irgendwann den Anschluss zu finden. Gerade bei einem komplexen Programm wie Photoshop ist das eine gefährliche Kombination aus Überforderung und Frust. Die Folge: Demotivation, langsames Lernen, unnötige Rückfragen.

Was Einsteiger wirklich brauchen

Ein Azubi muss nicht alles sofort beherrschen – aber er benötigt ein stabiles Fundament. Dazu gehört ein klarer Ablauf: Einführung in die Oberfläche, Grundverständnis für Ebenen, sicheres Arbeiten mit Auswahlwerkzeugen, Masken und erste Exportformate. Jedes Thema sollte praxisnah vermittelt werden, idealerweise anhand echter Arbeitsbeispiele oder kleiner Aufgaben mit anschließendem Feedback. Wer Auszubildende professionell begleiten will, braucht dafür didaktisches Handwerkszeug. In der Schweiz gibt es genau für diesen Zweck den Berufsbildner-Kurs – eine Schulung, die Fachkräfte befähigt, Ausbildungsinhalte verständlich und strukturiert zu vermitteln.

So baust du einen strukturierten Einarbeitungsplan – ohne Lehramtsabschluss

Gutes Onboarding braucht keine pädagogische Ausbildung, aber es braucht Struktur. Am Anfang steht die ehrliche Einschätzung: Was kann der Auszubildende bereits, wo bestehen Unsicherheiten? Wer direkt von der Schule kommt, bringt andere Voraussetzungen mit als jemand, der schon privat mit Photoshop gearbeitet hat. Auf dieser Grundlage lassen sich praxisnahe Schwerpunkte setzen – fernab theoretischer Softwarelisten und Adobe-Zertifikatsinhalte.

Sinnvoll ist es, die Grundlagen in logische Lerneinheiten zu unterteilen: Farbkorrektur, Retusche, Typografie, Composing und Exportformate. Jede Einheit endet mit einer klaren Aufgabe, die das Gelernte abfragt und Raum für Rückmeldung lässt. Feedback ist dabei nicht Kür, sondern Pflicht – konkret, ehrlich, ermutigend. Allgemeine Aussagen wie „sieht gut aus“ helfen wenig. Präzise Hinweise dagegen – etwa zur Kantenschärfe oder Ebenenstruktur – fördern gezielt die Weiterentwicklung.

Checklisten und Tools statt Bauchgefühl

Fehlt die Erfahrung im Anleiten, schaffen Werkzeuge Sicherheit. Interne Wikis, PDF-Guides oder kleine Schritt-für-Schritt-Videos ersetzen nicht das persönliche Gespräch, ergänzen es aber sinnvoll. Manche Agenturen nutzen mittlerweile Screenrecording-Software, um Standardvorgänge einmal sauber zu dokumentieren. Andere kombinieren interne Praxis mit externen Schulungsplattformen – etwa über LinkedIn Learning oder die Adobe Learning Cloud. Entscheidend ist, dass der Ausbilder nicht ständig improvisieren muss.

Feedbackkultur im Alltag: Lob, Kritik und Zwischenräume

Gutes Feedback ist das Herz jeder Einarbeitung – doch viele Ausbilder geben es unregelmäßig oder unklar. Gerade im Kreativbereich schwingen schnell persönliche Wertungen mit: „Gefällt mir nicht“, „Mach’s anders“. Doch was genau soll geändert werden? Und warum? Für Azubis ist ungenaue Kritik frustrierend – sie wollen verstehen, nicht raten. Wer lernwirksam begleiten möchte, sollte Feedback strukturiert und konkret formulieren.

Ein einfacher Einstieg: Sandwich-Methode. Erst ein ehrliches Lob, dann der kritische Punkt, zuletzt ein ermutigender Ausblick. Dabei immer auf das Handwerkliche fokussieren – also sagen, was funktioniert oder nicht und warum. Und: Kritik immer am Produkt üben, nie an der Person. „Die Typo wirkt unruhig“ ist besser als „Du hast da wieder Mist gebaut“.

Feedback ist keine Einbahnstraße. Azubis sollten ermutigt werden, Fragen zu stellen – auch wenn sie zum fünften Mal das Freistellungswerkzeug nicht finden. Wer Rückfragen offenlässt, fördert Selbstvertrauen. Wer sie übergeht, baut Frust auf. Wöchentliche Feedbackgespräche – auch informell am Schreibtisch – schaffen Vertrauen und geben Orientierung.